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Schlusskonzert der chinesischen Kulturtage

27 Oktober 2009, Zofinger Tagblatt

Zofingen Nach Schrift, Malerei, Sprache und Literatur kam das Publikum in Kontakt mit chinesischer Musik

 

 

Diese drei Tage haben Grenzen überwunden und eine Verbindung zwischen fernöstlicher und abendländischer Kultur hergestellt. «Unsere» Musik hat längst Verständnis bei Publikum und Interpreten aus dem fernen Osten gefunden. Umgekehrt öffnete das Ensemble von Yang Jing in der Stadtkirche den Zugang zu völlig neuen Klangwelten.

 

 

Schlusskonzert der Chinesischen Kulturtage Zofingen 25.10.2009

 

 


Kurt Buchmüller

 

Vor dem Konzert zog Stadträtin Annegret Dubach eine Bilanz dieser Kulturtage. Sie bedankte sich namens des Stadtrates für das Gebotene und Erlebte. Zofingen sei stolz auf den Besuch des Ehrengastes China, alle hätten das grosse Land und seine Menschen besser kennenlernen, mehr darüber erfahren wollen. Vor rund 2000 Jahren sei in China das Papier erfunden worden. Dieses Rezept sollte eigentlich am Kaiserhof als Geheimnis gehütet werden, aber das Potenzial dieser Erfindung habe sich nicht verbergen lassen. Die damit ausgelöste Kulturrevolution durch das Verbreiten von Wissen verdankten wir dem Reich der Mitte. Heute könnten wir uns den Alltag ohne Papier nicht mehr vorstellen, möchten nicht auf die Gedanken und Geschichten in Büchern verzichten.

Aufnehmen und Eingehen

Was haften geblieben sei von diesen drei Tagen, könne sie nicht wissen, führte Dubach weiter aus, wohl aber sei ihr bewusst, dass in diesen Tagen ein dankbares Publikum zugehört, mitgelesen und diskutiert habe. Es sei gelungen, Kulturen an einem Tisch zu vereinen, voneinander zu lernen, einander besser zu verstehen und Kontakte zu knüpfen. Die chinesischen Gäste würden sich wieder auf den Heimweg begeben, man lasse sie ziehen, weil man sie nicht ganz loslassen müsse, wir hätten ja noch ihre Bücher, ihre Bilder und Gedanken. Christine Siegfried schloss sich an mit dem Dank für die Freiwilligenarbeit, die bei der Vorbereitung und Durchführung dieser Kulturtage geleistet wurde. Wer danach dieses Musikerlebnisses der Spitzenklasse teilhaftig werden wollte, musste bereit sein zum Betreten von musikalischem Neuland. Das gilt schon für das Instrumentarium. Neben den vertrauten Klängen von Violine, Harfe, Traversflöte, Cello und Akkordeon waren im Ensemble von Yang Jing auch die chinesischen Saiteninstrumente Pipa, Guqin, das zweisaitige Erhu ohne Bünde und Griffbrett und das Zupfinstrument Zhongruan vertreten. Daraus entstanden ungemein vielfältige und für unsere Ohren völlig neuartige Klangbilder. Das Rückgrat des Ensembles bildet die schon vor tausend Jahren gespielte Pipa, am ehesten vergleichbar mit der westlichen Laute. Der birnenförmig-ovale Korpus ist aber flacher als bei der Laute, die vier Saiten laufen über bis zu dreissig Bünde. Die Pipa ist ein ausserordentlich vielseitiges und variables Instrument. Unter den Händen von Yang Jing entstand daraus ein virtuoser Klangteppich, bei dem man sich immer wieder wunderte, wie so etwas überhaupt möglich ist.

 

Charakterstücke in Eigenkomposition

Chinesische Musik handelt nicht ein Thema ab wie die klassische westliche und kommt praktisch ohne Melodie aus. Harmonie kennt sie freilich schon, aber eine andere als die uns gewohnte. Je mehr man in die aufgeführten Kompositionen von Yang Jing hineinhorchte, desto mehr wurde nachvollziehbar, was sich darin abwickelt. Eine wichtige Rolle spielt neben der Pipa die Percussionsgruppe. Sie betont den Rhythmus und holt immer wieder neue, bislang nie gehörte Klangmuster und Akzente hervor. Das Ensemble breitet einen an- und abschwellenden Klangteppich in verschiedenen Stimmungslagen aus, heftig, aufgewühlt, eruptiv, abwechselnd mit sanften, fast sphärischen Schwingungen. Eingebettet darin sind Soloeinlagen von Violine, Cello, Flöte und Harfe, alle von höchster Virtuosität. Das alles wickelt sich mit solcher Selbstverständlichkeit ab, dass sich das Publikum kaum bewusst wird, welche Präzision und Disziplin hier wirksam wird. Das Schlussstück «Little Beijing Tune» («Kleine Peking-Stimmung») machte dann dem Publikum ultimativ deutlich, dass darin das charakteristische Gewühl eines Grossstadt-Molochs abgebildet ist: Anfänglich malen Trommel, Flöte und Harfe den Beginn der Betriebsamkeit, dann breitet sich ein zusammenhängendes Rhythmusmuster aus, das in ein Inferno aus wild verwirbelten, dröhnenden und kreischenden Sequenzen mündet. Das fremdartige, aber sehr imponierende Kulturgut wurde von den Zuhörern dann mit langem Beifall verdankt.

 

 

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